Apr 22, 2022 | Mietrecht

Tod des Mieters keine oder unbekannte Erben

Tod des Mieters – Mieter verstorben

Nicht selten tritt der Fall ein, dass ein Mietverhältnis durch den Tod des Mieters beendet wird – sei es über eine Wohnung oder eine Gewerbefläche. Für Vermieter stellt sich daraufhin die Frage, wer nun für offene Verbindlichkeiten des verstorbenen Mieters einzustehen hat. Nicht immer lassen sich Ansprechpartner ermitteln, denen gegenüber ein Vermieter z.B. Räumungsansprüche geltend machen kann.

Aus unserer langjährigen Beratungspraxis wissen wir, dass es viel Zeit und zum Teil auch viel Glück bedarf, um einen Ansprechpartner zu finden, der sich hierbei für zuständig erklärt. In der Zwischenzeit erleidet ein Vermieter oftmals einen sich monatlich vergrößernden Ausfallschaden durch fehlende Mieteinnahmen aus dem Mietobjekt.

Viele Vermieter resignieren irgendwann und räumen irgendwann selbst ihr Mietobjekt leer, um dieses gegebenenfalls nach Renovierung endlich wieder erneut vermieten zu können. Diese Reaktion der Vermieter ist absolut verständlich, stellt jedoch leider ein großes Risiko dar: rechtlich betrachtet ist diese Aktion in keiner Weise abgedeckt und könnte durch unbekannte Angehörige oder Erben zu erheblichen Schadensersatzforderungen führen!

Vermieter sollten gegenüber dem Nachlassgericht tätig werden. Eine Möglichkeit, um eine derartige Konstellation in einer rechtlich abgesicherten Weise lösen zu können, bietet sich über § 1960 BGB an: Nach dieser gesetzlichen Bestimmung hat das Nachlassgericht zur Sicherung des Nachlasses zu agieren. Dies gilt auch für Fälle, in denen ein Erbe unbekannt ist oder wenn unklar ist, ob der Erbe die Erbschaft angenommen hat. Nach § 1961 BGB muss das Nachlassgericht dann einen Nachlasspfleger bestellen, wenn die Bestellung zum Zwecke der gerichtlichen Geltendmachung eines Anspruchs, der sich gegen den Nachlass richtet, von dem Berechtigten beantragt wird.

Zuständig ist jeweils dasjenige Nachlassgericht, in dessen Bezirk der Verstorbene seinen Wohnsitz hatte. Sobald vom Nachlassgericht ein Nachlasspfleger bestellt wurde, können diesem gegenüber Räumungsansprüche oder offenstehende Forderungen geltend gemacht werden.

Dieser Weg mag etwas umständlich erscheinen, hat jedoch in jedem Falle den Vorteil, dass er nicht die Risiken einer eigenhändig vorgenommenen „Wildwest-Aktion“ beinhaltet. Unklar bleibt hierbei nämlich bis zuletzt, ob sich nicht doch noch plötzlich ein Erbe meldet und dem Vermieter gegenüber Schadensersatzforderungen im Hinblick auf die Entsorgung „fremden Eigentums“ geltend macht.

Autor: Finn Streich

Rechtsanwalt und Partner

Mietrecht

Soforthilfe vom Rechtsanwalt

Möchten Sie mit einem Anwalt sprechen und sich über Ihre Möglichkeiten informieren oder brauchen Sie eine schnelle rechtliche Beratung? Dann rufen Sie an oder kontaktieren Sie uns an.

Kurzzeitvermietung

Ein Vergleich zwischen langfristiger Wohnraumvermietung und kurzzeitiger Gebrauchsüberlassung Sie sind Vermieter oder möchten es zukünftig werden? Wir zeigen Ihnen in unserem Blogbeitrag neben der klassischen Dauervermietung eine weitere Art der Vermietung auf: Die...

Mietminderung

Was müssen Mieter ertragen? Welche Rechte haben Mieter hinsichtlich der Wohnqualität? Die fehlende oder eingeschränkte Wohnqualität kann einen Sachmangel darstellen. Einer Wohnung wird durch ihre Ausstattung, den Zuschnitt, die Größe und durch ihre Lage eine gewisse...

Wasserschaden Mietwohnung

Die Zahl der Wasserschäden in Deutschland steigt von Jahr zu Jahr; es werden jedes Jahr mehr als eine Million Wasserschäden gemeldet. Nach Angaben des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. wurden im Jahr 2019 allein durch Leitungswasserschäden...

Mietrecht – Wohnraummietvertrag oder Gewerbemietvertrag?

Immer wieder gibt es Fallkonstellationen, in denen aus rechtlicher Sicht die Frage besteht, ob die Regelungen über das Wohnraummietrecht oder das Gewerberaummietrecht Anwendung finden. Als konkrete Entscheidungsgrundlage hierfür hatte der BGH in seiner Entscheidung...

Fristlose Kündigung wegen Zahlungsverzug

Eine nachträgliche Zahlung heilt die ordentliche Kündigung nicht! Es ist keine Seltenheit, dass Mieter ihrer vertraglichen Verpflichtung, die fällige Miete regelmäßig zu entrichten, nicht oder nur unregelmäßig nachkommen. Gründe mag es hierfür viele geben - kein oder...

Kündigung wegen Eigenbedarf – Auch bei Ferienwohnungen!

Der BGH bestätigt dies. Viele Eigentümer und Vermieter stehen oftmals vor der Überlegung, wie sie die vermietete Immobilie selbst nutzen können. Dem Vermieter stehen unterschiedliche gesetzliche Kündigungsmöglichkeiten zu. Die Kündigung wegen Eigenbedarf kann der...

Nutzungsentschädigung für Vermieter nicht immer gegeben!

Wird das Mietverhältnis zwischen Mieter und Vermieter beendet, gleich aus welchen Gründen, so steht dem Vermieter grundsätzlich der Anspruch auf entsprechende Nutzungsentschädigung zu, wenn der Mieter die Mietsache nach Beendigung der Mietzeit nicht herausgibt. Die...

Die Top 8 der Irrtümer im Mietrecht

Wir möchten mit diesem Beitrag über die größten Irrtümer im Mietrecht aufklären und einige, seit vielen Jahren festgefahrenen Ansichten der Rechte von Vermieter und Mieter gerade rücken: Top 1 – Der Mieter muss 3 potenzielle Nachmieter vorschlagen Sollte der Mieter...

Wohnflächenangabe Vermieter können eine individuelle Vereinbarung treffen (BGH)!

Mit Beschluss vom 22. Juni 2021 wurde durch den Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass es den Parteien eines Mietvertrages freisteht, eine individuelle Vereinbarung über die Mietfläche eines Mietgegenstandes zu treffen. Konkret bedeutet dies, dass die grundsätzlich...

Der Vermieter behält einen Zweitschlüssel darf er das?

Immer wieder taucht die Frage auf, ob der Vermieter berechtigt ist, einen Ersatzschlüssel für den vermieteten Wohnraum einzubehalten. Sicherlich stellt dies für beide Seiten des Mietvertrages in gewisser Form eine Sicherheit dar, auch im Ernstfall Zutritt zur...