Mai 20, 2025 | Mietrecht

Tod des Mieters – Keine oder unbekannte Erben

Tod des Mieters – Mieter verstorben

Nicht selten tritt der Fall ein, dass ein Mietverhältnis durch den Tod des Mieters beendet wird – sei es über eine Wohnung oder eine Gewerbefläche. Für Vermieter stellt sich daraufhin die Frage, wer nun für offene Verbindlichkeiten des verstorbenen Mieters einzustehen hat. Nicht immer lassen sich Ansprechpartner ermitteln, denen gegenüber ein Vermieter z.B. Räumungsansprüche geltend machen kann.

Aus unserer langjährigen Beratungspraxis wissen wir als Kanzlei Streich & Wittke, dass es viel Zeit und zum Teil auch viel Glück bedarf, um einen Ansprechpartner zu finden, der sich hierbei für zuständig erklärt. In der Zwischenzeit erleidet ein Vermieter oftmals einen sich monatlich vergrößernden Ausfallschaden durch fehlende Mieteinnahmen aus dem Mietobjekt.

Viele Vermieter resignieren irgendwann und räumen irgendwann selbst ihr Mietobjekt leer, um dieses gegebenenfalls nach Renovierung endlich wieder erneut vermieten zu können. Diese Reaktion der Vermieter ist absolut verständlich, stellt jedoch leider ein großes Risiko dar: rechtlich betrachtet ist diese Aktion in keiner Weise abgedeckt und könnte durch unbekannte Angehörige oder Erben zu erheblichen Schadensersatzforderungen führen!

Vermieter sollten gegenüber dem Nachlassgericht tätig werden. Eine Möglichkeit, um eine derartige Konstellation in einer rechtlich abgesicherten Weise lösen zu können, bietet sich über § 1960 BGB an: Nach dieser gesetzlichen Bestimmung hat das Nachlassgericht zur Sicherung des Nachlasses zu agieren. Dies gilt auch für Fälle, in denen ein Erbe unbekannt ist oder wenn unklar ist, ob der Erbe die Erbschaft angenommen hat. Nach § 1961 BGB muss das Nachlassgericht dann einen Nachlasspfleger bestellen, wenn die Bestellung zum Zwecke der gerichtlichen Geltendmachung eines Anspruchs, der sich gegen den Nachlass richtet, von dem Berechtigten beantragt wird.

Zuständig ist jeweils dasjenige Nachlassgericht, in dessen Bezirk der Verstorbene seinen Wohnsitz hatte. Sobald vom Nachlassgericht ein Nachlasspfleger bestellt wurde, können diesem gegenüber Räumungsansprüche oder offenstehende Forderungen geltend gemacht werden.

Dieser Weg mag etwas umständlich erscheinen, hat jedoch in jedem Falle den Vorteil, dass er nicht die Risiken einer eigenhändig vorgenommenen „Wildwest-Aktion“ beinhaltet. Unklar bleibt hierbei nämlich bis zuletzt, ob sich nicht doch noch plötzlich ein Erbe meldet und dem Vermieter gegenüber Schadensersatzforderungen im Hinblick auf die Entsorgung „fremden Eigentums“ geltend macht.

Tipp für Vermieter

Wir von der Kanzlei Streich & Wittke empfehlen allen Vermietern eindringlich eine rechtssichere Abwicklung des Mietverhältnisses über einen durch das Nachlassgericht bestellten Nachlasspfleger, da das Mietverhältnis nicht automatisch mit dem Versterben durch den Mieter beendet wird. Sollten nämlich doch unbekannte eintrittsberechtigte Personen oder Erben vorhanden sein, so würde das Mietverhältnis mit diesen als Folgemieter(n) fortbestehen („Eintrittsrecht bei Tod des Mieters“, § 563 BGB).

Autor: Finn Streich

Rechtsanwalt und Partner

Mietrecht

Soforthilfe vom Rechtsanwalt

Möchten Sie mit einem Anwalt sprechen und sich über Ihre Möglichkeiten informieren oder brauchen Sie eine schnelle rechtliche Beratung? Dann rufen Sie an oder kontaktieren Sie uns an.

Baulärm in der Nachbarschaft ein Grund zur Mietminderung?

Besonders im innerstädtischen Bereich ist das Vorhandensein einer Baustelle (Neubau oder Sanierung) in der Umgebung einer Mietwohnung sehr wahrscheinlich. Nicht selten versuchen Mieter diesbezüglich Mietminderungen durchzusetzen. Hierzu lässt sich ganz klar sagen:...

Die Wohnungsübergabe – So ist es richtig

Nach Beendigung des Mietverhältnisses ist der Mieter gemäß § 546 I Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) dazu verpflichtet, die Mietwohnung (=Mietsache) zurückzugeben. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle wer gekündigt hat, wie lange das Mietverhältnis bestand oder wie gut...

Rückzahlung der Kaution – Wie lange muss der Mieter Geduld haben?

Bei Mietverträgen über eine Wohnung ist es üblich, dass Vermieter die Stellung einer Sicherheit durch den Mieter verlangen. Gemäß § 551 BGB ("Begrenzung und Anlage von Mietsicherheiten") darf eine sogenannte „Kaution“ höchstens das Dreifache der auf einen Monat...

Tod des Mieters – Keine oder unbekannte Erben

Tod des Mieters - Mieter verstorben Nicht selten tritt der Fall ein, dass ein Mietverhältnis durch den Tod des Mieters beendet wird – sei es über eine Wohnung oder eine Gewerbefläche. Für Vermieter stellt sich daraufhin die Frage, wer nun für offene Verbindlichkeiten...

Konkludente Zustimmung bei Klage auf Mieterhöhung

Wer trägt die Kosten des Rechtsstreits? Über dieses Thema hat der Bundesgerichtshof (BGH) im Januar 2018 entschieden (BGH, Beschluss vom 30.01.2018 - VIII ZB 74/16). Das Amtsgericht hatte einer Vermieterin (Klägerin) die Kosten des Rechtsstreits auferlegt, die ihre...

Mietminderung wegen Hitze

„Temperaturen rauf, Miete runter“? Der Klimawandel ist spürbar, die Sommer werden immer heißer. In den Sommermonaten ist es mancherorts kaum noch erträglich. Eine Mietminderung aufgrund schlecht oder nicht isolierter Bausubstanz ist generell bekannt, allerdings eher...

Mieterhöhung – Die Zustimmungsklage

Wie Vermieter eine rechtmäßige Erhöhung der Miete gerichtlich durchsetzen können In einem Mietverhältnis stehen sich die Interessen von Mieter und Vermieter stets gegenüber. Um die beiden Interessen in Einklang zu bringen, sieht das BGB etliche Vorschriften,...

Die Mieterhöhung – Was Mieter wissen sollten

Müssen Mieter die Ankündigung einer Mieterhöhung uneingeschränkt hinnehmen? Nein. Mieter sind nicht dazu verpflichtet, jeglicher Mieterhöhung seitens der Vermieter zuzustimmen. Das Gesetz räumt den Mietern hierfür eine Überlegungsfrist, die sogenannte Zustimmungsfrist...

Die Mieterhöhung – Was Vermieter dürfen und was nicht

Grundsatz Ein Vermieter darf unter bestimmten Voraussetzungen die Miete erhöhen. Im Sinne des Mieterschutzes werden dem Vermieter hierbei allerdings Grenzen gesetzt. Begrenzt wird die Höhe durch die ortsübliche Vergleichsmiete, als auch die Kappungsgrenze, aber was...

Wohnungsgeberbescheinigung

Darf ein Vermieter den neuen Lebenspartner eines Mieters ablehnen? Vermieter sind seit dem 01.11.2015 gemäß den gesetzlichen Regelungen nach § 19 BMG (Bundesmeldegesetz) verpflichtet, eine Wohnungsgeberbescheinigung auszustellen. Diese ist für Mieter dringend...
error: Content ist geschützt!!